Tag Archives: Reise

Tschick von Wolfgang Herrndorf

Tschick der coming-of-age Roman im Roadmovie-Stil durch den Osten Deutschlands ist schnell gelesen – page-turner!

Aus dem Buch Sand von Herrndorf reicht diese Stelle: “Sein Blick fiel auf Hunderte kleiner Bläschen, die durch das Umrühren in der Tasse entstanden waren und sich nun zu einem kreiselnden Teppich zusammenschlossen. Als die Rotation schwächer wurde, wanderten die Bläschen zum Tassenrand, wo sie sich zu einem ringförmigen Wall auftürmten. Im Innern jedes Bläschens war ein kleiner Kopf eingeschlossen, der ihn mit zusammengekniffenen Augen anstarrte, in den kleinen Bläschen ein kleiner Kopf, in den mittleren ein mittlerer und in den großen ein großer. Das Auditorium verhielt sich militärisch synchron und verfiel für einige Sekunden in eine Art Totenstarre. Dann wurden alle Köpfe plötzlich größer, und als Polidorio ausatmete, starb ein Viertel seines Publikums.”

Zementgärtner und Rosenzüchter

Die letzte Woche trieb mich eine Laufveranstaltung zum ersten Mal nach Dublin und Belfast. Anbei einpaar Eindrücke von der Reise.

Dublin: Reihenhaus-Individualität in der Shamrock Street ☘ ♧ ☘

Belfast: Im Viertel The Shankill: Bordsteinkanten sind rot-weiß-blau gestrichen; > Idee: eine German Brass Band, die dt. Volkslieder vermarscht; ein Comic, das zuhauf dt. Kunstwerke zitiert (z. B. Der Wanderer über dem Nebelmeer) | Ulster Museum …of Curiosities: > Dokumente über die Zeit The Troubles neben Indischen Gottheiten; > ein weidengeflochtener Flugsaurier hängt vor Rekrutierungsplakaten aus dem 1. Weltkrieg; > fantastische Gesteinssammlungen; Dieses Museum ist ein surrealer Sammelkasten – wie auch schon im sympathischen Stadtmuseum Bristol gesehen. | apropos surreal: Die Pavillons der Expo in Mailand scheinen absurde Momente zu generieren.
| Was noch: Fish and Chips bei Raffo’s nahe der Falls Road – dort wird irisch geflaggt; Jellied Eels wollen noch probiert werden | Die Vorliebe für Beton wird in Vorgärten und bei Einfassungen von Bäumen ausgelebt. | die Laufmotivation: TOUCH HERE FOR POWER mit der Red Hand of Ulster auf einem Schild | shop till u drop: Die Innenstadt Belfasts richtet die Leute auf das Shoppen ab. Ein Laden wirbt mit Hair 3 for 2. Pelze in spanischen Kaufhäusern entsprechen in englischen Einkaufstempeln Hüten und Kappen; absurde Einrichtungsangebote: Lampenschirme auf den Köpfen von samtenen Mopsen, Hasen und Pelikanen
| Empfehlung: Breakfast of Champions von Kurt Vonnegut | Ab und zu steht der kulinarische Globalisierungsgeruch von Subway in der Straße.
 | Wetter und Eindrücke durchwachsen.

Startblöcke für das tägliche Lagenschwimmen

Startblöcke für das tägliche Lagenschwimmen

DSCN1088

Automobiles Vorgartengrün

DSCN1043

Regen verleiht der Szenerie noch mehr Lokalkolorit.

Ein Geben und Nehmen. In den Straßen von Mailand

Italienische Wochen Teil 2. Ein Wochenende voller Stadtspaziergänge in Mailand! Ich bin noch sehr am Überlegen, ob und wie die Eindrücke der letzten beiden Tage veröffentlicht werden …wollen. *Mit offenen Augen auf offene Beine* Hier erstmal einpaar Bilder.

Das offizielle Mailand

Ein Stadtspaziergang

Kioske

Straßenschluchten schneiden durch die Stadt, so dass der Blick bis an die Berge treibt. | An vielen Ecken ein Zeitungs- oder Blumenkiosk. Eine Gewerkschaft der Kioskbetreiber wäre recht eigen besetzt und sicher sehr mächtig. | Public Transport und bikeMi Räder sind unproblematisch verfügbar und erschwinglich. Sympathisch! | Überschneidungsfrei stossen Mainstream-Eleganz und -Tourismus an Bitternisse des Strassendaseins. | Mögliche Blog-Themen: Schaufensterdekorationen; Bettler – Haltung und Geste; Kioske; Stadtbahnen | Fotografieren als Akt der Besetzung öffentlichen Raumes. Oder einfach ein Test zur Ermittlung touristischen Autismus’. Die Variable: der Abstand zwischen Kamera und Bildmotiv | Die Auslagen im Geschäft Piero Fornasetti gemahnen an einen hingebungsvolleren Zeichenstil!

Nexte Stope Lido

Eine Woche vor dem Karnevalsbeginn teilte ich mir mit ausreichend weiteren Touristen Venedig. In der Hochsaison wird man sich hier bestimmt international höflich auf den Füssen stehen. Und zu jeder Zeit kann man sich verlässlich im dicht bebauten Gebiet zwischen Bahnhof und Markusplatz verlaufen – in Rialto und San Marco. Wenn Zeit und Muse: dann nur jede viertel Stunde auf den Stadtplan schauen und überrascht sein, wie die Inseln zu schwimmen scheinen! 

Abseitig, leerer und zuweilen nicht nur postkartenschön sind der nördliche Bogen der zusammenhängenden Laguneninseln und Teile der Ostspitze. Dort befinden sich ein Stadion, der Stadthafen, in dem auch Vaporetto-Haltestellen liegen, das Biennale-Ausstellungsgelände mit einer sicher erkundenswerten Bibliothek, einige Grünflächen und weitgehend touristenfreie Wohnviertel. Eine Überfahrt zum Lido und eine spaziergängerische Annäherung an das Hotel Excelsior zu Ehren Thomas Manns: keine vertane Zeit! Das Auge sollte allerdings gnädig über den Zustand des Strandes hinwegsehen. Seniore Damen tragen hier ihren Pelz beim Fahren auf dem Zwei- und Dreirad zur Schau. 

Mehr Touri-Punkte: eine Fensterschau auf Murano, eine Häuserschau auf Burano oder ein Besuch des Dogenpalastes. Alles was mit Vaporetto-Fahren zu tun hat: Ja!* Die Szenerie um den Markusplatz und die Ausstellung im Dogenpalast sind sicher auch eine Beschau wert, liessen mich aber eher von den verschneiten Bergketten am Festlandshorizont träumen.

Spaziergänge durch Venedig, am Lido, auf Murano und Burano

Venedig offiziell

* Die englischen Ansagen von Vaporetto-Haltestellen mit italienischem Akzent sind sehr sympathisch! Sicher klingen Ausländern die englischen Ansagen in der deutschen Bahn genauso angenehm …landestypisch.

Zeit in Mecklenburg

Heute abend gefiel das Ziffernblatt der Bahnhofsuhr in Burg Stargard (Meckl.). Eine Armbanduhr der Firma Bismarks Mecklenburg in diesem Stil: wünschenswert. Fünfzig Jahre länger vor Ort und jedes Jahr in dieser herbstlichen Waschküchen-Atmosphäre unterwegs.


Aktualisiert am 21. August 2015

20150816-BurgStargard-Bhf_BLOG

18 vor 5 vor 12 zeigt die Bahnhofsuhr in Burg Stargard (Meckl.)

20150816-NB-Bhf_BLOG

Blick von Gleis 4 des Neubrandenburger Bahnhofs

FHaine Busroute

Radelte ich heute mittag die Grünberger Straße raus aus ‘m Kietz, kam mir ein Hop-On Hop-Off Doppeldeckerbus entgegen. Gruselig der Gedanke: Friedrichshain als Anschauungsobjekt.

Bristol – walk, see, eat, repeat

Bristol liegt anderthalb Flugstunden von Berlin entfernt. In Reichweite für eine Stippvisite am Wochenende.

In dieser Freitagnacht liess sich das Vorurteil über sich ins Koma trinkende junge Briten nicht bestätigen. Es mag sein, dass womöglich die winterlichen Temperaturen keine Saufgelage-Szenen in der Innenstadt zuliessen. Ich mag die Idee, dass das Vorurteil nicht stimmt. … Bei der Entscheidung zwischen winter- oder feierfester Kleidung gewann zumeist die feierfähige Garderobe die Wahl. Erste Fish & Chips Annäherungen am frühen Morgen. Love it in UK!

Am Samstag zeigte die Innenstadt dann u.a. ihren Architektur-Schick der 70er und 80er Jahre. Parkhäuser in rauen Mengen. Einige alte Stadthäuser und Speicherbauten am Fluss gab es auch. Empfehlenswert ist der Besuch des Stadtteils Clifton im Osten der Stadt mit seiner Brücke über den Fluss Avon und den Strassenzügen, die zum Fluss zeigen. Bristol Museum and Art Gallery: zu sagen, dass dieses Haus an das sonderbare Sortiment des Kaufhauses Strauss Innovationen erinnert, mag ungewöhnlich scheinen. Hier sind Exponate ausgestellt, deren Präsentation unmittelbar nebeneinander nicht zu erwarten ist. Ich mochte die Nachbarschaft von alten Klavieren und ausgestopften Tieren. Von Saurier-Fossilen nach traditionellen Bild-Kabinetten. Eindeutig kindertauglich aufbereitet sind die meisten Ausstellungen. Daumen hoch für dieses Haus!

Für einen Abend in Bristol würde ich mich sicher wieder zu einem Spaziergang aufraffen, um die Innenstadt zu verlassen. Und in der Hoffnung auf einen urigen Pub zu treffen.

Ein halber Tag in Bristol lässt sich gut auf dem Harbourside Walk rund um das alte Hafengelände verbringen. Der Rundweg führt am Liegeplatz der SS Great Britain vorbei, die nun ein Museum ist und besichtigt werden kann. Er führt direkt an kleinen Schiffswerften entlang und um eine Schleuse herum. Am Berghang sieht man den Cliftoner Strassenzug Royal York Crescent, der leuchtet wie eine weisse Burgmauer. Davor eine Strasse mit bunten Häusern. Es wäre eine liebenswerte Aufmerksamkeit, sollte Bristol die Partnerstadt von Valparaiso sein. Die Stadt ist auf jeden Fall die Partnerstadt von Hannover. Deswegen die Parkhäuser?

Bristol-Fazit: eine Mischung aus Hannover und Valparaiso – in der Reihenfolge und dennoch überhaupt nicht despektierlich gemeint. LG H

Bs. As. Endstand

Es ist wieder eine Menge Zeit vergangen und keine war dabei, den Blog zu aktualisieren. Nun aber – im Zug nach Tucumán – Zeit und Muse meinem Aufenthalt in Buenos Aires (Bs. As.) eine würdige Beschreibung zu geben. Eine würdige wäre listenartig und übergangslos. Die Tage dort bescherten mir ganz unterschiedliche Eindrücken und Ideen – manchmal ohne Umschaltzeit. Das gefiel und passte!

Hausfassaden mit starken Motiven, die Lust machen selber zum Pinsel zu greifen. Universitätsgebäude unglaublich monströs – wie Raumschiffe im Grünen. …für Leute, die in Greifswald studiert haben. Ach, Berlin is doch och ‘n Dorf. Noches de la/los something mit Bühnen auf stillgelegten, vielspurigen Magistralen und in Shopping-Malls, Leute tanzen zu regionalen Volkstänzen. Moderatoren in weissen Anzügen kündigen melo-dramatische Tangovorträge an. Leute tanzen zwischen den Bühnen. Ich wünschte in Berlin würde es mehr offene Kultur-Veranstaltungen geben. Die Museen waren sehr unterschiedlich. Das MACBA mit seiner ständigen pop-artigen Kunstaustellung hat mir nicht viel gesagt. Graciela Hasper hatte mit Gramática del Color eine Einzelausstellung. Ich habe das Vertrauen, dass es noch mehr und andere grammatikalische Untersuchungen zur Farbe gibt. Das MNAC war eher nach meinem Geschmack. Am besten fand ich die Art und Weise der Präsentation. Jedes Kabinett in einer eigenen Farbe. Nicht zurückhaltend pastellartig, nicht weiss. Die Bilder mit Lichtspots ausgeleuchtet. Im hinteren Teil gab es Säle mit Petersburger Hängung. (Ihr guckt bitte nach, was das bedeutet. Ich wußte auch nur, dass es dafür einen Begriff gibt.) Vitrinen mit Schmuck, Waffen und Geschirr und Fächern. Fächervitrinen sind bei meinem nordeuropäischen Verständnis noch immer eine hübsche Ueberraschung. Die Überraschungen sind bisher in Tokio, Sevilla und Bs. As. gelungen! Das MALBA war der Hit! … Das ökologische Reservat (Resérva Ecologico) vor dem modernen Puerto Madero, in dem wir sicher nicht mehr als zehn bei regendrohenden Tagen waren – die Millionen dann in den Strassenschluchten ganz in der Nähe. Die Asados in San Telmo (Desnivel und Nuestro Asado) mit Choripán, Morcipán, Vaciopan bis zum Abwinken. Villas als no-go-Areas die keine fünf Minuten von geschäftigen Barrios liegen, zum Beispiel in La Boca oder Retiro. Eine kleine Traurigkeit, dass Gegenden ohne offensichtliche Mauern versperrt sind und ein Schmunzeln bei der Erinnerung an die Zeit, in der in Deutschland über bestehende No-Go-Areas gemutmasst wurde. Ich hoffe, so etwas wird es in Deutschland nie geben! Viele kleine Handwerkerwerkstätten in Las Barracas und ein gutes Gefühl unter porteños zu sein in Boedo. Im Teatro Colón der Innenraum superb und die Vorstellungen auch. Ein Ballett (La Cenicienta) und eine Oper (Balle en Maschera) mit einer bewegenden Zugabe in Gedenken an ein verstorbenes Teatro-Mitgliedes. Pipi in den Augen. Ein vielleicht despektierlich anmuter Ausdruck, den ich mal auf FB gelesen habe. Er stimmt mit den Emotionen und dem Theater-Ambiente überein. Im Appartment die Sondervorstellungen der streitenden Nachbarn im Hof. Eher ein Wochenendritual, das unter der Woche einwenig geprobt wurde. Die gelungene Vorstellung dann, wenn Nachbarn in den Hof riefen “Eh guapa, guapa. Calmate!” …oh, Verdammt ich hab eine Tango-CD im Appartment vergessen. Im Barrio Once wuselige Geschäftigkeit auf den Wege und volle Strassen. Klar, besser geht es sich ohne Termine. Ziemlich früh gelernt: sich besser nicht in unbekannte Türrahmen zu setzen. Es könnten Sammelpunkte für umherstreunende Hunde und ihre flohige Freunde sein. Na ja, irwas beisst immer.

Und nun im Zug nach Tucuman. Der Zug fuhr am Montagmorgen (9 Dezember 2013) los. Ich hätte ihn fast übersehen, da er auf einem Gleis neben dem mir angekündigten stand, das sogar mit den richtigen Halteorten ausgeschildert war. Dann noch einmal Schlafen in den Tag wie ein Stein und vom Teatro träumen. Der Zug schaukelt gut. Vor die Fenster sind Plexiglasscheiben gesetzt. Ich dachte als Schutz vor Steinewerfern. Da die Gleise nicht weiträumig freigehalten werden, knallen gegen die Scheiben mal lauter mal leiser Baumausleger, Hecken, Gräser. Das gibt ihnen ein verschrammtes Aussehen und die Landschaft bleibt schleierhaft. Auch eine Möglichkeit Infrastruktur zu managen, wenn  anscheinend zu wenig Ressourcen vorhanden sind: punktuell nachbessern und das Netz sich selber überlassen.

So meine Lieben. In den letzten Tagen habe ich zu Bs. As. das Zitat mitgenommen: “Wenn Du einmal drin bist, kommst Du nicht mehr raus.” Aber es gab auch ‘ne Menge zu sehen, zu tun und zu erleben. Nun ist der Sprung geschafft und bin auf die kommenden drei Wochen durch Argentinien gespannt.

Mein Plan ist …huch, hab noch keinen Konkreten. Vielleicht gleich morgen weiter in den Norden und dann von dort die Route 40 an den Anden entlang in den Süden oder … Lasst Euch überraschen. Ich tue es auch.

LG Heide

Nachtrag: einen Tag später schreibe ich hier in einer Pizzeria in Tucuman den Eintrag zu Ende. Mein Bus geht nachher (11 Dezember 2013) nach La Quiaca an die bolivianische Grenze. Wir werden morgens gegen 5 Uhr da sein. Ich freu mich auf den Ort und schaue vllt mal nach Bolivien rüber. Seit gegrüßt!

Pan Y Paz Por Todos!

What a day today. Deeply relaxed I got out of the train in Tucumán and checked my way further al norte por mañana. I dreamed a bit at the Plaza Indepencia and did not check that the atmosphere en the city has had changed. There have been roberies again. In Bs. As. is a celebration 30 Años de Democracia. Now Cristina makes a speech sometimes with a cracking voice. What país this is. Pan y paz por todos …oder so.