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Spaziergang durch Bishkek

Postkartenschöne Bilder über Bishkek gibt es sicher im Internet.
Hier einige abseitige Eindrücke.

Ich habe mich nach meinem ersten Spaziergang, erst im Haus geirrt und dann – am richtigen Haus – im Hauseingang. Ganz schön verwirrend, wenn immer eine andere Tür als die erwartete vor einem erscheint. Und schön, hier gewesen zu sein. Eine kleine Hausflurstudie aus der Токтогула.

Der Microdistrict Alameydin scheint mir ein guter durchschnittlicher Bezirk in Bishkek zu sein. Die Plattenbauten aus den 70ern oder früher haben Renovierungen verdient, aber das Wohnen funktioniert! Die Balkons sind oft individuell ausgebaut, so dass es bei aller Gleichheit immer was zu entdecken gibt. Zwischen den Häusern rief der Muhezin weich sein Gebet über einen Lautsprecher in den Bezirk hinein und Kinder übten sich daneben lautstark im Fussballspielen. Ein bärtiger Mann war auf dem Weg in das Gotteshaus. Ihm folgte eine modern gekleidete Frau mit ihren Wocheneinkäufen – natürlich in etlichen Plastiktüten getragen. Es gibt einen weitläufigen Schulkomplex im Viertel. Ich kann mir gut vorstellen, wie hier die kirgisischen Kinder aufwachsen. They are more than just friends. They are like a really small gang!

Graffiti an einer Grundschule im Microdistrict Аламүдүн-1 кичирайону.

Bs. As. Endstand

Es ist wieder eine Menge Zeit vergangen und keine war dabei, den Blog zu aktualisieren. Nun aber – im Zug nach Tucumán – Zeit und Muse meinem Aufenthalt in Buenos Aires (Bs. As.) eine würdige Beschreibung zu geben. Eine würdige wäre listenartig und übergangslos. Die Tage dort bescherten mir ganz unterschiedliche Eindrücken und Ideen – manchmal ohne Umschaltzeit. Das gefiel und passte!

Hausfassaden mit starken Motiven, die Lust machen selber zum Pinsel zu greifen. Universitätsgebäude unglaublich monströs – wie Raumschiffe im Grünen. …für Leute, die in Greifswald studiert haben. Ach, Berlin is doch och ‘n Dorf. Noches de la/los something mit Bühnen auf stillgelegten, vielspurigen Magistralen und in Shopping-Malls, Leute tanzen zu regionalen Volkstänzen. Moderatoren in weissen Anzügen kündigen melo-dramatische Tangovorträge an. Leute tanzen zwischen den Bühnen. Ich wünschte in Berlin würde es mehr offene Kultur-Veranstaltungen geben. Die Museen waren sehr unterschiedlich. Das MACBA mit seiner ständigen pop-artigen Kunstaustellung hat mir nicht viel gesagt. Graciela Hasper hatte mit Gramática del Color eine Einzelausstellung. Ich habe das Vertrauen, dass es noch mehr und andere grammatikalische Untersuchungen zur Farbe gibt. Das MNAC war eher nach meinem Geschmack. Am besten fand ich die Art und Weise der Präsentation. Jedes Kabinett in einer eigenen Farbe. Nicht zurückhaltend pastellartig, nicht weiss. Die Bilder mit Lichtspots ausgeleuchtet. Im hinteren Teil gab es Säle mit Petersburger Hängung. (Ihr guckt bitte nach, was das bedeutet. Ich wußte auch nur, dass es dafür einen Begriff gibt.) Vitrinen mit Schmuck, Waffen und Geschirr und Fächern. Fächervitrinen sind bei meinem nordeuropäischen Verständnis noch immer eine hübsche Ueberraschung. Die Überraschungen sind bisher in Tokio, Sevilla und Bs. As. gelungen! Das MALBA war der Hit! … Das ökologische Reservat (Resérva Ecologico) vor dem modernen Puerto Madero, in dem wir sicher nicht mehr als zehn bei regendrohenden Tagen waren – die Millionen dann in den Strassenschluchten ganz in der Nähe. Die Asados in San Telmo (Desnivel und Nuestro Asado) mit Choripán, Morcipán, Vaciopan bis zum Abwinken. Villas als no-go-Areas die keine fünf Minuten von geschäftigen Barrios liegen, zum Beispiel in La Boca oder Retiro. Eine kleine Traurigkeit, dass Gegenden ohne offensichtliche Mauern versperrt sind und ein Schmunzeln bei der Erinnerung an die Zeit, in der in Deutschland über bestehende No-Go-Areas gemutmasst wurde. Ich hoffe, so etwas wird es in Deutschland nie geben! Viele kleine Handwerkerwerkstätten in Las Barracas und ein gutes Gefühl unter porteños zu sein in Boedo. Im Teatro Colón der Innenraum superb und die Vorstellungen auch. Ein Ballett (La Cenicienta) und eine Oper (Balle en Maschera) mit einer bewegenden Zugabe in Gedenken an ein verstorbenes Teatro-Mitgliedes. Pipi in den Augen. Ein vielleicht despektierlich anmuter Ausdruck, den ich mal auf FB gelesen habe. Er stimmt mit den Emotionen und dem Theater-Ambiente überein. Im Appartment die Sondervorstellungen der streitenden Nachbarn im Hof. Eher ein Wochenendritual, das unter der Woche einwenig geprobt wurde. Die gelungene Vorstellung dann, wenn Nachbarn in den Hof riefen “Eh guapa, guapa. Calmate!” …oh, Verdammt ich hab eine Tango-CD im Appartment vergessen. Im Barrio Once wuselige Geschäftigkeit auf den Wege und volle Strassen. Klar, besser geht es sich ohne Termine. Ziemlich früh gelernt: sich besser nicht in unbekannte Türrahmen zu setzen. Es könnten Sammelpunkte für umherstreunende Hunde und ihre flohige Freunde sein. Na ja, irwas beisst immer.

Und nun im Zug nach Tucuman. Der Zug fuhr am Montagmorgen (9 Dezember 2013) los. Ich hätte ihn fast übersehen, da er auf einem Gleis neben dem mir angekündigten stand, das sogar mit den richtigen Halteorten ausgeschildert war. Dann noch einmal Schlafen in den Tag wie ein Stein und vom Teatro träumen. Der Zug schaukelt gut. Vor die Fenster sind Plexiglasscheiben gesetzt. Ich dachte als Schutz vor Steinewerfern. Da die Gleise nicht weiträumig freigehalten werden, knallen gegen die Scheiben mal lauter mal leiser Baumausleger, Hecken, Gräser. Das gibt ihnen ein verschrammtes Aussehen und die Landschaft bleibt schleierhaft. Auch eine Möglichkeit Infrastruktur zu managen, wenn  anscheinend zu wenig Ressourcen vorhanden sind: punktuell nachbessern und das Netz sich selber überlassen.

So meine Lieben. In den letzten Tagen habe ich zu Bs. As. das Zitat mitgenommen: “Wenn Du einmal drin bist, kommst Du nicht mehr raus.” Aber es gab auch ‘ne Menge zu sehen, zu tun und zu erleben. Nun ist der Sprung geschafft und bin auf die kommenden drei Wochen durch Argentinien gespannt.

Mein Plan ist …huch, hab noch keinen Konkreten. Vielleicht gleich morgen weiter in den Norden und dann von dort die Route 40 an den Anden entlang in den Süden oder … Lasst Euch überraschen. Ich tue es auch.

LG Heide

Nachtrag: einen Tag später schreibe ich hier in einer Pizzeria in Tucuman den Eintrag zu Ende. Mein Bus geht nachher (11 Dezember 2013) nach La Quiaca an die bolivianische Grenze. Wir werden morgens gegen 5 Uhr da sein. Ich freu mich auf den Ort und schaue vllt mal nach Bolivien rüber. Seit gegrüßt!

Bs. As. Zwischenstand in Bildern

An manchen Nachmittagen lasse ich mich von der SUBE oder einem Colectivo aus der Stadtmitte tragen und dann laufe ich in mein Barrio zurück – einen lokalen Radiosender im Ohr. Manchmal bleibe ich im bekannten Kietz, San Telmo. Anbei einpaar Bilder aus San Telmo, Boedo und Palermo. Street art, Handwerk und Autos, die mir auffielen.

Sevilla und der Transfer nach Buenos Aires

Der Oktober in Sevilla war gut. Ich habe Sevilla als entspannte Stadt kennengelernt, die man gut in einigen Urlaubstagen durchbummeln kann. Besonders die Treffen auf den Strassen und in den Tapas-Bars bis in die späte Nacht hinein, habe ich gerne gesehen. Ich mochte diesen Monat die sonnigen Vormittage auf der Terrasse der Residenz, wenn alle anderen Mitbewohner zur Schule ausgeflogen sind. Die Zeit, um zwischen der Küche im Erdgeschoss und dem Arbeitstisch auf der Terrasse zu wandeln. Einmal brachte ein kleiner Einkauf um die Ecke bei Sonnenschein den Wunsch ein, diese Vormittage noch lange beizubehalten und für das Spanischlernen bezahlt zu werden. Nach drei Wochen verflog langsam der Zauber des Anfangs.

Sevilla – mein barrio: 

Sevilla – offiziell:

In Sevilla hat mich insbesondere der Real Alcázar beeindruckt, ich mochte den Parque María Luisa am Plaza de España mit seinen Keramikbänken und mein Barrio – La Macarena. Verwinkelt genug, um sich die ersten morgendlichen Läufe ordentlich zu vertun. Die Läufe am Rio Guadalquivir und durch den Parque del Alamillo waren schön. Mit Heldenmusik von Antonín Dvorák – From a new World. Das Wetter, die Einwohner und die regionale Architektur mit seinen arabischen Einflüssen – so einfach geht das. Wochenendausflüge nach Ronda und zur La Mezquita in Cordoba.

Ronda:

Cordoba:

Die letzten Tage in Sevilla: Ein Läufchen am Guadaqualvir mit JOTA, einem Sympathieträger aus Japan. Der Abschied von MIFFI mit der Einsicht, dass die symbolischen Freundschaftsgesten von Japanern nicht zu stoppen und zu toppen sind. Ich habe es mit einer selbstgemachten Zeichnung wirklich versucht und bekam als Antwort noch ein Aquarell, einen Hut und ein Lesezeichen. Vielen Dank!

Und die Schule: Nach einer Weile hatten es die Spanischstunden in sich. Keine Wiederholungen des Pretérito Perfecto, Indefinido und Imperfecto mehr. Eine Druckbetankung in Sachen Grammatik bei der das Sprechen und Schreiben für meinen Geschmack etwas kurz gekommen sind. Ich hoffe mit der Zeit wird sich was absetzen – ein Sprachschatz. Auf jeden Fall bin ich von meinem Plan, mich nur auf Spanisch zu verständigen, nicht abgekommen. Ok, die Ausnahme war der Tag in Granada mit Kerstin. Und das war es auch Wert! Wertvolle Gedanken zur Fusswasserfotografie und Touchability sind doch noch über meinem spanischen Sprachniveau. Vielen Dank für einen äusserst unterhaltsamen Tag auf der Alhambra de Granada!

Granada:

Von Madrid nach Buenos Aires: Nach dem ausgedehnten Tag im Museo del Prado habe ich mich an meinem letzten Tag in Madrid gegen das Museo Reina Sofia entschieden. Ok, das Museum ist dazu auch geschlossen gewesen. Stattdessen ein Spaziergang südlich des Madrider Zentrums. Eine schicke Gegend in der sich mir drei Märkte entgegenwarfen. NICE! Anschließend zum Flughafen und der Abflug nach Rom –  Rom/Buenos Aires, auf päpstlicher Linie. Die Zeitschrift im Flieger machte mir klar, dass Stadtbeschreibungen mit Liebe erstellt sein und persönliche Details haben sollten. Es nagt nun eine kleine Sehnsucht nach Istanbul und Tokio in mir! In Rom hat der Anschlussflieger eine größere Verspätung. Zeit, um einige Blog-Einträge zu überarbeiten…

Darstellerin in Berliner Vorabendserie

Ich fühlte mich heute wie eine oberflächlich recherchierte F’Hain-Darstellerin in einer Berliner Vorabendserie. Anyway Kreuzberg, Tempelhof und Neukölln rocken z. B. mit der Hasenschänke und dem Fluchfeld.