Garagen in E-Stadt
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Zu Ostern nahm uns London in seine touristischen Prozesse auf – in seine darmartigen Warteschlangen. In höflich englischer Manier schröpfte es uns ein wenig und entließ uns nach drei Tagen mit Union Jack Souvenirs.
Das Umland Londons fängt an zu rufen.
Meinen 5. Halbmarathon lief ich im April in Poznan. Am Ziel wurden Rosen gereicht und knisternde, goldene Umhänge. Den Umhang habe ich allerdings verweigert. Wollte nicht als Praline rumloofen. Eine andere Assoziation: a crowd of Rocky Balboas!
Letztes Wochenende in Paris. Den sonnabendlang abgemattet. Das musst Du Dich auch erstmal trauen!
Vom Flughafen Paris-Orly in das Viertel Marais wurde mir im Zug gleich ein Hinweis auf die koloniale Vergangenheit Frankreichs gegeben. Ich mochte das nordafrikanische Viertel um den Gare du Nord und den stadtauswärts gerichteten Teil des Montmartre. Am Sonntag ein Halbmarathon-Läufchen im Sonnenschein und am Montag dann an den touristischen Highlights vorbei spaziert. Ein Besuch in den Museen steht noch aus! Amelies Welt ist sicher nett im Frühling.
Bristol liegt anderthalb Flugstunden von Berlin entfernt. In Reichweite für eine Stippvisite am Wochenende.
In dieser Freitagnacht liess sich das Vorurteil über sich ins Koma trinkende junge Briten nicht bestätigen. Es mag sein, dass womöglich die winterlichen Temperaturen keine Saufgelage-Szenen in der Innenstadt zuliessen. Ich mag die Idee, dass das Vorurteil nicht stimmt. … Bei der Entscheidung zwischen winter- oder feierfester Kleidung gewann zumeist die feierfähige Garderobe die Wahl. Erste Fish & Chips Annäherungen am frühen Morgen. Love it in UK!
Am Samstag zeigte die Innenstadt dann u.a. ihren Architektur-Schick der 70er und 80er Jahre. Parkhäuser in rauen Mengen. Einige alte Stadthäuser und Speicherbauten am Fluss gab es auch. Empfehlenswert ist der Besuch des Stadtteils Clifton im Osten der Stadt mit seiner Brücke über den Fluss Avon und den Strassenzügen, die zum Fluss zeigen. Bristol Museum and Art Gallery: zu sagen, dass dieses Haus an das sonderbare Sortiment des Kaufhauses Strauss Innovationen erinnert, mag ungewöhnlich scheinen. Hier sind Exponate ausgestellt, deren Präsentation unmittelbar nebeneinander nicht zu erwarten ist. Ich mochte die Nachbarschaft von alten Klavieren und ausgestopften Tieren. Von Saurier-Fossilen nach traditionellen Bild-Kabinetten. Eindeutig kindertauglich aufbereitet sind die meisten Ausstellungen. Daumen hoch für dieses Haus!
Für einen Abend in Bristol würde ich mich sicher wieder zu einem Spaziergang aufraffen, um die Innenstadt zu verlassen. Und in der Hoffnung auf einen urigen Pub zu treffen.
Ein halber Tag in Bristol lässt sich gut auf dem Harbourside Walk rund um das alte Hafengelände verbringen. Der Rundweg führt am Liegeplatz der SS Great Britain vorbei, die nun ein Museum ist und besichtigt werden kann. Er führt direkt an kleinen Schiffswerften entlang und um eine Schleuse herum. Am Berghang sieht man den Cliftoner Strassenzug Royal York Crescent, der leuchtet wie eine weisse Burgmauer. Davor eine Strasse mit bunten Häusern. Es wäre eine liebenswerte Aufmerksamkeit, sollte Bristol die Partnerstadt von Valparaiso sein. Die Stadt ist auf jeden Fall die Partnerstadt von Hannover. Deswegen die Parkhäuser?
Bristol-Fazit: eine Mischung aus Hannover und Valparaiso – in der Reihenfolge und dennoch überhaupt nicht despektierlich gemeint. LG H
Hier befinden sich Informationen und Bilderreihen über Geisterstädte in den USA. Vergessene Orte scheinen es nicht zu sein. Ca. 200.000 Besucher kommen pro Jahr nach Bodie.
After a XXL-transfer from Mendoza to Bs. As. happy sitting and enjoying a beer at the Plaza Dorrego Bar at 8:30 a.m. Abrazos.
Der Ort Puente del Inca liegt ca. 200 km von Mendoza entfernt vor der chilenischen Grenze. Er besteht aus einem größeren Parkplatz an der Durchgangsstraße und Souvenirläden um den Platz herum. Hinter dem Platz gibt es weitere Souvenirstände, ein Hostel und einige – meist verlassene – flache Wohnbauten aus Stein. Dazu gesellen sich mehrere luftig gebaute Schuppen und Stallungen. Alles an diesem Tag schien wie ausgestorben, da keine Saison und zudem der 24. Dezember war.
Die Naturattraktion selber ist aus der Ferne zu betrachten und ein Besuch in dem integrierten Thermalbad ist nicht möglich. So schwindet der Reiz an diesem Ort binnen einer halben Stunde rapide. Ich konnte meine Weiterfahrt vorziehen und verbrachte nicht die gesamten sechs Stunden bis zu meiner Rückfahrt in Puente del Inca.
Anbei einpaar Highlights von Puente del Inca:
Die zwei Nächte in Mendoza erinnerten mich ein bisschen an eine Dienstreise.
Das Hotelzimmer war reinlich, hatte ein eigenes Bad und eine Klimaanlage. *** Me senté a un viaje de negocios las dos noches pasadas en mi habitación individual con baño privado, limpia y aire acondicionado.
Meine lieben Freunde des Reisens, ich noch einmal.
Ich habe mir in den letzten Tagen Gedanken gemacht über den Anecken und Orten-Strang des Blogs. Sollen nabelschauartige Ich-Zustände auch einfliessen oder nicht. Vorgestern war zum Beispiel ein Spartag vom Reiseerlebnis her (Cerra Negras, Hornaditas) aber auch …mental (Sonnenbrand, ‘ne Menge Bisse und Stiche und gut Herpes beim Gedanken an die Weiterreise). Reisen ist auch warten auf Bus, Zug oder Flugzeug – still sitzen. Und dann keine reizenden Objekte vor Augen. Reisen hat bei mir auch Tiefpunkte. Nicht schön, doch in einem anderen Reiseblog würde ich so etwas bis zu einem gewissen Punkt auch wissen wollen. Mmh, ich versuch es mal so zu schreiben, wie ich es lesen wollte: meinen Anteil am Tief manchmal aussparend. Also chicos, vorgestern …
In Hornaditas, einem Dorf in der Nähe Humahuacas, gibt es Ziegen, Schafen, eine verschlossene Kirche mit einem Gemeindehaus, davor ein kleines Fussballfeld und ca. zehn Häuser. Die Schafe lassen ihr Fell (oder sagt man auch schon Wolle, wenn es noch am Schaf ist?) zum Teil an den stacheligen Baumzweigen, wenn sie dort vor dem Regen Schutz suchen. Ich hatte Zeit dieses Detail zu bemerken, als ich selber für einige Zeit vor einem Gewitter dort Schutz suchte. Das Dorf liegt ca. einen halben Kilometer von der Hauptstrasse und man kann es fast stündlich mit dem Autobus verlassen. Das find ich gut.
Der Tag danach: Ich habe den Bus von Humahuaca nach Iruya in die Province Salta genommen. Der Pass lag um die 4.000 m ü. NN. In Iruya bin ich der Einladung eines Einwohners in eine Familienunterkunft gefolgt. Danach machte ich mich mittags auf den Weg zu einem Dorf namens San Isidro auf. Mit mir kam ein Hund. Sehr schick. Der Pfad nach San Isidro führt durch ein Kiesbett, durch das um diese Zeit ein kleiner Fluss läuft. Zweimal konnte ich dem Pfad folgend den Fluss überspringen. Nicht ohne festzustellen, dass meine Sprungkraft endlich ist. Eines Menschen würdig in seiner Mitte des Lebens. Bei der ersten Flussüberquerung dachte ich noch, der Hund würde nun zurückbleiben müssen, da er keine Anstalten machte auch hinüberzuspringen. Am Ende der Wanderung musste ich aber feststellen, dass dieser Hund sehr vornehm war und mir nicht zeigen wollte, wie elegant man ein Wasser überwinden kann. Einmal dreht ich mich nach einer Flussüberwindung zum richtigen Zeitpunkt um und sah, wie der Hund sich anspannte, um den Fluss zu überspringen und dann -ausspannte- und rüberhopste. Der kleine Racker! Whatever. Bei der dritten Flussüberquerung habe ich keine Stelle gefunden, um den Fluss einigermassen trocken zu überqueren. Mir ist vielmehr die Kraft des Flusses bewußt geworden, als ich einen Steinbrocken etwas weiterschob, um einen besseren Zwischenschritt machen zu können. Die Kraft des Stroms nahm den Stein sofort mit. Das Grollen der Kiesel und Brocken im Strom hatte mir zudem auch nicht den Wunsch verschafft, einen der sich bewegenden Steine gegen das Schienbein zu bekommen. Es ging zurück. Am Ende – desensibiliert – mit zwei nassen Schuhen. Die abgebrochene Wanderung nach San Isidro gab mir einen längeren Abend um noch einmal “Relato de un Náufrago” von G. G. Márquez zu lesen und mein Bier zu zischen. 2014 vllt ohne Alkohol, den ich schon kenne. Aber das ist ein anderer Beitrag. (:
In Iruya heissen die Restaurantes Comedores. Also wenn ein Gastgeber Dir sagt, das vorne im Haus der Comedor ist, wo Du hingehen kannst, ist das nicht die Einladung in das Wohnzimmer der Familie. Comedores in Iruya haben vorne einen Essensraum der spartanisch mit drei bis vier Tischen eingerichtet ist. Es gibt ein Loch in der Wand zur Küche an dem man den Essenswunsch in die Küche gibt.
Auf dem Weg zum Ausblick über das Dorf habe ich an einem Jacaranda-Bäumchen einen Kolibri gesehen. Er mich auch: keine Fotos. Panoramablicke über nord-argentinische Dörfer geben wellblechgedeckte Häuser preis, die mit Steinen oder Brettern beschwert sind. Der Aufenthalt am Aussichtspunkt in Iruya gab mir den Gedanken, dass die Wünsche mit den Reisen kleiner werden oder sich in Richtung Aufenthaltsort verschieben. Ich würde nun zum Beispiel gerne einen Handwagen haben – selbstgeschweißt ist ja klar. Und eine gute Skizze von einem bolivianischem Eisstand. Ein Haus mit Garten – in recht übersichtlicher Dimension – und vllt Kleinvieh scheint mir anstrebenswert. Aber das … Mehr kann ich zu Iruya nicht berichten. Das spannendste für mich waren die Busfahrten in den Ort und zurück. Ein Stoßstange vorne wäre am Bus von Humahuaca nach Iruya nur den Steinen im Wege. Sie ist überflüssig und fehlt daher. Im Cockpit des Buses gibt es Aufkleber und Abziehbilder bei denen religiöse Motive und Fussball im Mittelpunkt stehen. Gibt es schon einen Schutzheiligen der Fussballspieler, der Stürmer, Ballverteiler, der Verteidiger und der Torwärter (Petrus)? Der doppelten oder klassischen 6er Position …naag naag. Die Reisegesellschaft: bekannt und dennoch einen Nebenblick wert. Eine Mutter mit Kind, die selber noch Kind ist unterwegs mit ihren Freunden. Einem gleichaltrigen Paar, das auch ein Kind erwartet. Mitten auf der Bergabfahrt steigt eine Reisegesellschaft ein. Sie wird vielmehr zum Teil hereingetragen. Zwei betagte Frauen steigen ein und ein ebenso greiser Mann wird mithilfe anderer Passagiere hereingetragen. Danach der notwendige Rollstuhl. Ich habe keine Idee, wie es die Drei bis zur Haltestelle an der nichtbefestigten Strasse geschafft haben und wo sie überhaupt hergekommen sein können. Es gab auf jeden Fall später ein großes Hallo mit anderen zugestiegenen Gästen aus der Bergregion. An größeren Haltestellen kommen Verkäufer in den Bus und bieten Ensaldas de frutas, Empanadas oder Piezzas an.
Soweit zum Reisen im regionalen Bus. Ich bin nun in Tilcara angekommen und werde die kommenden Tage hier die Pucara de Tilcara (eine Festung) und Garganta del Diabolo (eine Schlucht mit Wasserfall) besuchen. Weiter nach Purmamarca fahren und hoffentlich noch die in der Nähe liegenden Salinas Grandes (Salzseen) sehen.
Anbei einpaar Eindrücke von den letzten Tagen. LG aus Tilcara. Heide
Die Busfahrt von Humahuaca nach Iruya vorgestern war ein bisschen spektakulär. Eine hohe Konzentration an Pigmentgestörten unter den Fahrgästen und dazu ich, die ich mich gerade häute wie eine Schlange. Der Busfahrer hatte Ähnlichkeit mit einem HTW-Studenten, der ein verbesserungswürdiges Zeitmanagement hatte.
Auf der Ladefläche eines Pickups mit sechs Erwachsenen, vier Kindern, zwei Hunden und einer Menge Einkäufe auf nach Coctaca heute. Love it! In der Nähe des Dorfes gibt es “ruinas de los andenes de cultivo, que datan del periodo Preincaico.” Ob ich die gesehen habe oder Mauern die gezogen wurden, um die Esel von Feldern abzuhalten, weiß ich nicht. Die Kakteen in der Umgebung waren der Hit. Auf der Wanderung zurück nach Humahuaca lachte die Sonne kräftig. An den Essenständen in Humahuaca gab es Locro, einen breiigen Mais-Bohnen-Eintopf und Tamal, gefüllte Maisbällchen mit Maisblättern umwickelt. ¡Que Aproveche!
Die zweite Wanderung führte von Uquía in die Berge: zur Schlucht der Frauen – Quebrada de las Señoritas.
Einpaar Impressionen des heutigen Tages. Have fun.
Zugabe: auf dem Weg von Coctaca nach Humahuaca kam ich am Friedhof vorbei und überlegte mir, was auf meinem Grabstein stehen könnte. Der aktuellen, lässigen Wandersituation geschuldet entschied ich mich heute vormittag für so etwas wie:
Hier liegt sie nun. Na klar, die Bummlerin. oder
Liegen. Ja, das mochte sie immer.
Was für ein schöner Tag war das heute. Der Bus brachte mich von Tucumán nach La Quiaca an die bolivianische Grenze. Es war 5:30 Uhr und frisch. Mir fiel im Laufe des Tages auf, dass es für mich diese beiden Extremtypen von Globetrottern gibt. Die Funktionsbekleideten, an denen hoffentlich nicht alle Abenteuer abperlen und die in abenteuertriefender Wohlfühlkleidung – in Weltmusikwäsche – gerne selbstgemacht und bunt. Nicht selten uniformiert durch Piercings und Rasta. Schluss mit Äusserlichkeiten und weiter in meinem wundervollen Tag: um 6:30 Uhr hab ich mich in die Stadt aufgemacht und schloss mich anderen Fußgängern an. Wir kamen ziemlich schnell durch die Innenstadt an die bolivianische Grenze. Eine Stunde nach den Aufbruch fand ich mich auf der bolivianischen Seite wieder und habe einen herrlichen Mate-Tee getrunken. Er stimmte mich so gemütlich wie eine Kindergeschichte auf einer alten Langspielplatte. Einen Herr-Fuchs-geht-durch-den-Wald-Tee! Villazon die Stadt auf der bolivianischen Seite ist etwas größer. Ich entschied mich vom Zentrum weg zu stromern und wurde noch von einem Globertrotterpärchen in Weltmusikwäsche befragt, was ich ihnen in Bolivien empfehlen würde. … In Villazon war die Schar freilaufender Hunde noch einmal um einiges größer als in Bs. As. und in La Quiaca. Manchmal habe ich sie erst erkannt, als sie sich vor einem Mauerstück bewegten. Ein Such- und Wimmelbild auf unbefestigten Strassen. Wenn mir mehr als vier Hunde in einer Strasse entgegen schauten, habe ich einen anderen Weg gewählt. Die meisten Hunde braucht man allerdings nicht zu beachten. Sie sind zahm, manchmal neugierig, zurückhaltend oder doch nervend bellend, tun einem nichts. Sich im Laufschritt durch diese Barrios Villazons fortzubewegen, könnte nur auf einem ungünstigen Wetteinsatz beruhen. Oh, da fällt mir ein, dieses Jahr geht es noch nach Bukarest für einen Halbmarathon. … Jetzt aber: Bolivien wird mich wieder sehen. Der kurze Einblick heute hat mich überzeugt. Das Verhalten der Leute, die Musik, die regionale Kleidung, das angebotene Essen auf der Strasse, die unbekannte Infrastruktur. Da gab zum Beispiel eine Gemeindehaus, in dem unten in kaum beleuchteten Ständen die Reisetickets verkauft wurden und oben ein großer Gemeinderaum war mit einer Boxecke, einem Bowlingtisch und diversen Stuhlreihen. Menschen warteten dort auf ihre Weiterreise und Kinder probten im Boxring den Aufstand. An der Wand eine schöne Malerei die aufklärte, dass hier auch der Boxclub der Stadt zu Hause ist. Was noch? Ich mag die Idee, in einem regionaltypischen Aufzug auf Reisen zu gehen. Muss nicht die deutsche Region sein. Obgleich im Dirndl, in Shantykluft oder einfach im Fussballdress der deutschen Nationalmannschaft man bestimmt andere Erlebnisse hat als in Cordhose, Shirt und Blazer. Bolivianerinnen tragen Röcke, die in vielen Wellen fallen und bis kurz unters Knie gehen. Darunter lassen sie noch mehr Röcke blicken. Dann Schürzen mit großen Taschen, hübsch-gestrickte Stutzen, manchmal eine Strickjacke oder – ich nenne es mal – einen deckenartigen Überwurf. Wenn sie ein buntes Tuch auf dem Rücken tragen, dann verbirgt sich darin mitunter ein Kind oder wer weiß was für Habseligkeiten. Und einen Hut mit Krempe tragen sie. Alles zusammen wunderbar unterschiedlich gemustert. Bolivianische Mode für Alle! Was noch? Der zweite Teil des Tages war dann eher durchschnittlich. Ach ja, eine neue Erfahrung brachte mein Bolivientag noch mit. Ich habe am Zoll gefragt, ob und wieviel ojas de coca man nach Argentinien überführen darf und habe nun einmal etwas von dem ökologischen Blattwerk durchgekaut. Es schmeckt leicht bitter und die Zunge wird mit der Zeit etwas taub. Ich glaube aber, ich habe den richtigen Dreh noch nicht raus. Mein …Auswurf sieht wie gehakter Schnittlauch aus und ist im Vergleich zu Kauerfahrenem feiner. Na ja, ein bisschen werde ich das noch probieren und es dann irgendwo am Wegesrand zurück lassen. Ich verabschiede mich mit diesem appetitlichen Schwank und bezeuge noch einmal: Bolivien – das Nepal Lateinamerikas – ist eine Reise wert! Bestimmt. Heide
Hier noch einpaar Eindrücke von Tucumán, Villazon und Tres Cruces:
Es ist wieder eine Menge Zeit vergangen und keine war dabei, den Blog zu aktualisieren. Nun aber – im Zug nach Tucumán – Zeit und Muse meinem Aufenthalt in Buenos Aires (Bs. As.) eine würdige Beschreibung zu geben. Eine würdige wäre listenartig und übergangslos. Die Tage dort bescherten mir ganz unterschiedliche Eindrücken und Ideen – manchmal ohne Umschaltzeit. Das gefiel und passte!
Hausfassaden mit starken Motiven, die Lust machen selber zum Pinsel zu greifen. Universitätsgebäude unglaublich monströs – wie Raumschiffe im Grünen. …für Leute, die in Greifswald studiert haben. Ach, Berlin is doch och ‘n Dorf. Noches de la/los something mit Bühnen auf stillgelegten, vielspurigen Magistralen und in Shopping-Malls, Leute tanzen zu regionalen Volkstänzen. Moderatoren in weissen Anzügen kündigen melo-dramatische Tangovorträge an. Leute tanzen zwischen den Bühnen. Ich wünschte in Berlin würde es mehr offene Kultur-Veranstaltungen geben. Die Museen waren sehr unterschiedlich. Das MACBA mit seiner ständigen pop-artigen Kunstaustellung hat mir nicht viel gesagt. Graciela Hasper hatte mit Gramática del Color eine Einzelausstellung. Ich habe das Vertrauen, dass es noch mehr und andere grammatikalische Untersuchungen zur Farbe gibt. Das MNAC war eher nach meinem Geschmack. Am besten fand ich die Art und Weise der Präsentation. Jedes Kabinett in einer eigenen Farbe. Nicht zurückhaltend pastellartig, nicht weiss. Die Bilder mit Lichtspots ausgeleuchtet. Im hinteren Teil gab es Säle mit Petersburger Hängung. (Ihr guckt bitte nach, was das bedeutet. Ich wußte auch nur, dass es dafür einen Begriff gibt.) Vitrinen mit Schmuck, Waffen und Geschirr und Fächern. Fächervitrinen sind bei meinem nordeuropäischen Verständnis noch immer eine hübsche Ueberraschung. Die Überraschungen sind bisher in Tokio, Sevilla und Bs. As. gelungen! Das MALBA war der Hit! … Das ökologische Reservat (Resérva Ecologico) vor dem modernen Puerto Madero, in dem wir sicher nicht mehr als zehn bei regendrohenden Tagen waren – die Millionen dann in den Strassenschluchten ganz in der Nähe. Die Asados in San Telmo (Desnivel und Nuestro Asado) mit Choripán, Morcipán, Vaciopan bis zum Abwinken. Villas als no-go-Areas die keine fünf Minuten von geschäftigen Barrios liegen, zum Beispiel in La Boca oder Retiro. Eine kleine Traurigkeit, dass Gegenden ohne offensichtliche Mauern versperrt sind und ein Schmunzeln bei der Erinnerung an die Zeit, in der in Deutschland über bestehende No-Go-Areas gemutmasst wurde. Ich hoffe, so etwas wird es in Deutschland nie geben! Viele kleine Handwerkerwerkstätten in Las Barracas und ein gutes Gefühl unter porteños zu sein in Boedo. Im Teatro Colón der Innenraum superb und die Vorstellungen auch. Ein Ballett (La Cenicienta) und eine Oper (Balle en Maschera) mit einer bewegenden Zugabe in Gedenken an ein verstorbenes Teatro-Mitgliedes. Pipi in den Augen. Ein vielleicht despektierlich anmuter Ausdruck, den ich mal auf FB gelesen habe. Er stimmt mit den Emotionen und dem Theater-Ambiente überein. Im Appartment die Sondervorstellungen der streitenden Nachbarn im Hof. Eher ein Wochenendritual, das unter der Woche einwenig geprobt wurde. Die gelungene Vorstellung dann, wenn Nachbarn in den Hof riefen “Eh guapa, guapa. Calmate!” …oh, Verdammt ich hab eine Tango-CD im Appartment vergessen. Im Barrio Once wuselige Geschäftigkeit auf den Wege und volle Strassen. Klar, besser geht es sich ohne Termine. Ziemlich früh gelernt: sich besser nicht in unbekannte Türrahmen zu setzen. Es könnten Sammelpunkte für umherstreunende Hunde und ihre flohige Freunde sein. Na ja, irwas beisst immer.
Und nun im Zug nach Tucuman. Der Zug fuhr am Montagmorgen (9 Dezember 2013) los. Ich hätte ihn fast übersehen, da er auf einem Gleis neben dem mir angekündigten stand, das sogar mit den richtigen Halteorten ausgeschildert war. Dann noch einmal Schlafen in den Tag wie ein Stein und vom Teatro träumen. Der Zug schaukelt gut. Vor die Fenster sind Plexiglasscheiben gesetzt. Ich dachte als Schutz vor Steinewerfern. Da die Gleise nicht weiträumig freigehalten werden, knallen gegen die Scheiben mal lauter mal leiser Baumausleger, Hecken, Gräser. Das gibt ihnen ein verschrammtes Aussehen und die Landschaft bleibt schleierhaft. Auch eine Möglichkeit Infrastruktur zu managen, wenn anscheinend zu wenig Ressourcen vorhanden sind: punktuell nachbessern und das Netz sich selber überlassen.
So meine Lieben. In den letzten Tagen habe ich zu Bs. As. das Zitat mitgenommen: “Wenn Du einmal drin bist, kommst Du nicht mehr raus.” Aber es gab auch ‘ne Menge zu sehen, zu tun und zu erleben. Nun ist der Sprung geschafft und bin auf die kommenden drei Wochen durch Argentinien gespannt.
Mein Plan ist …huch, hab noch keinen Konkreten. Vielleicht gleich morgen weiter in den Norden und dann von dort die Route 40 an den Anden entlang in den Süden oder … Lasst Euch überraschen. Ich tue es auch.
LG Heide
Nachtrag: einen Tag später schreibe ich hier in einer Pizzeria in Tucuman den Eintrag zu Ende. Mein Bus geht nachher (11 Dezember 2013) nach La Quiaca an die bolivianische Grenze. Wir werden morgens gegen 5 Uhr da sein. Ich freu mich auf den Ort und schaue vllt mal nach Bolivien rüber. Seit gegrüßt!