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Iruya – ¡Colibrí a la vista!

Meine lieben Freunde des Reisens, ich noch einmal.

Ich habe mir in den letzten Tagen Gedanken gemacht über den Anecken und Orten-Strang des Blogs. Sollen nabelschauartige Ich-Zustände auch einfliessen oder nicht. Vorgestern war zum Beispiel ein Spartag vom Reiseerlebnis her (Cerra Negras, Hornaditas) aber auch …mental (Sonnenbrand, ‘ne Menge Bisse und Stiche und gut Herpes beim Gedanken an die Weiterreise). Reisen ist auch warten auf Bus, Zug oder Flugzeug – still sitzen. Und dann keine reizenden Objekte vor Augen. Reisen hat bei mir auch Tiefpunkte. Nicht schön, doch in einem anderen Reiseblog würde ich so etwas bis zu einem gewissen Punkt auch wissen wollen. Mmh, ich versuch es mal so zu schreiben, wie ich es lesen wollte: meinen Anteil am Tief manchmal aussparend. Also chicos, vorgestern …

In Hornaditas, einem Dorf in der Nähe Humahuacas, gibt es Ziegen, Schafen, eine verschlossene Kirche mit einem Gemeindehaus, davor ein kleines Fussballfeld und ca. zehn Häuser. Die Schafe lassen ihr Fell (oder sagt man auch schon Wolle, wenn es noch am Schaf ist?) zum Teil an den stacheligen Baumzweigen, wenn sie dort vor dem Regen Schutz suchen. Ich hatte Zeit dieses Detail zu bemerken, als ich selber für einige Zeit vor einem Gewitter dort Schutz suchte. Das Dorf liegt ca. einen halben Kilometer von der Hauptstrasse und man kann es fast stündlich mit dem Autobus verlassen. Das find ich gut.

Der Tag danach: Ich habe den Bus von Humahuaca nach Iruya in die Province Salta genommen. Der Pass lag um die 4.000 m ü. NN. In Iruya bin ich der Einladung eines Einwohners in eine Familienunterkunft gefolgt. Danach machte ich mich mittags auf den Weg zu einem Dorf namens San Isidro auf. Mit mir kam ein Hund. Sehr schick. Der Pfad nach San Isidro führt durch ein Kiesbett, durch das um diese Zeit ein kleiner Fluss läuft. Zweimal konnte ich dem Pfad folgend den Fluss überspringen. Nicht ohne festzustellen, dass meine Sprungkraft endlich ist. Eines Menschen würdig in seiner Mitte des Lebens. Bei der ersten Flussüberquerung dachte ich noch, der Hund würde nun zurückbleiben müssen, da er keine Anstalten machte auch hinüberzuspringen. Am Ende der Wanderung musste ich aber feststellen, dass dieser Hund sehr vornehm war und mir nicht zeigen wollte, wie elegant man ein Wasser überwinden kann. Einmal dreht ich mich nach einer Flussüberwindung zum richtigen Zeitpunkt um und sah, wie der Hund sich anspannte, um den Fluss zu überspringen und dann -ausspannte- und rüberhopste. Der kleine Racker! Whatever. Bei der dritten Flussüberquerung habe ich keine Stelle gefunden, um den Fluss einigermassen trocken zu überqueren. Mir ist vielmehr die Kraft des Flusses bewußt geworden, als ich einen Steinbrocken etwas weiterschob, um einen besseren Zwischenschritt machen zu können. Die Kraft des Stroms nahm den Stein sofort mit. Das Grollen der Kiesel und Brocken im Strom hatte mir zudem auch nicht den Wunsch verschafft, einen der sich bewegenden Steine gegen das Schienbein zu bekommen. Es ging zurück. Am Ende – desensibiliert – mit zwei nassen Schuhen. Die abgebrochene Wanderung nach San Isidro gab mir einen längeren Abend um noch einmal “Relato de un Náufrago” von G. G. Márquez zu lesen und mein Bier zu zischen. 2014 vllt ohne Alkohol, den ich schon kenne. Aber das ist ein anderer Beitrag. (:

In Iruya heissen die Restaurantes Comedores. Also wenn ein Gastgeber Dir sagt, das vorne im Haus der Comedor ist, wo Du hingehen kannst, ist das nicht die Einladung in das Wohnzimmer der Familie. Comedores in Iruya haben vorne einen Essensraum der spartanisch mit drei bis vier Tischen eingerichtet ist. Es gibt ein Loch in der Wand zur Küche an dem man den Essenswunsch in die Küche gibt.

Auf dem Weg zum Ausblick über das Dorf habe ich an einem Jacaranda-Bäumchen einen Kolibri gesehen. Er mich auch: keine Fotos.  Panoramablicke über nord-argentinische Dörfer geben wellblechgedeckte Häuser preis, die mit Steinen oder Brettern beschwert sind. Der Aufenthalt am Aussichtspunkt in Iruya gab mir den Gedanken, dass die Wünsche mit den Reisen kleiner werden oder sich in Richtung Aufenthaltsort verschieben. Ich würde nun zum Beispiel gerne einen Handwagen haben – selbstgeschweißt ist ja klar. Und eine gute Skizze von einem bolivianischem Eisstand. Ein Haus mit Garten – in recht übersichtlicher Dimension – und vllt Kleinvieh scheint mir anstrebenswert. Aber das … Mehr kann ich zu Iruya nicht berichten. Das spannendste für mich waren die Busfahrten in den Ort und zurück. Ein Stoßstange vorne wäre am Bus von Humahuaca nach Iruya nur den Steinen im Wege. Sie ist überflüssig und fehlt daher. Im Cockpit des Buses gibt es Aufkleber und Abziehbilder bei denen religiöse Motive und Fussball im Mittelpunkt stehen. Gibt es schon einen Schutzheiligen der Fussballspieler, der Stürmer, Ballverteiler, der Verteidiger und der Torwärter (Petrus)? Der doppelten oder klassischen 6er Position …naag naag. Die Reisegesellschaft: bekannt und dennoch einen Nebenblick wert. Eine Mutter mit Kind, die selber noch Kind ist unterwegs mit ihren Freunden. Einem gleichaltrigen Paar, das auch ein Kind erwartet. Mitten auf der Bergabfahrt steigt eine Reisegesellschaft ein. Sie wird vielmehr zum Teil hereingetragen. Zwei betagte Frauen steigen ein und ein ebenso greiser Mann wird mithilfe anderer Passagiere hereingetragen. Danach der notwendige Rollstuhl. Ich habe keine Idee, wie es die Drei bis zur Haltestelle an der nichtbefestigten Strasse geschafft haben und wo sie überhaupt hergekommen sein können. Es gab auf jeden Fall später ein großes Hallo mit anderen zugestiegenen Gästen aus der Bergregion. An größeren Haltestellen kommen Verkäufer in den Bus und bieten Ensaldas de frutas, Empanadas oder Piezzas an.

Soweit zum Reisen im regionalen Bus. Ich bin nun in Tilcara angekommen und werde die kommenden Tage hier die Pucara de Tilcara (eine Festung) und Garganta del Diabolo (eine Schlucht mit Wasserfall) besuchen. Weiter nach Purmamarca fahren und hoffentlich noch die in der Nähe liegenden Salinas Grandes (Salzseen) sehen.

Anbei einpaar Eindrücke von den letzten Tagen. LG aus Tilcara. Heide

 

Die Busgesellschaft

Die Busfahrt von Humahuaca nach Iruya vorgestern war ein bisschen spektakulär. Eine hohe Konzentration an Pigmentgestörten unter den Fahrgästen und dazu ich, die ich mich gerade häute wie eine Schlange. Der Busfahrer hatte Ähnlichkeit mit einem HTW-Studenten, der ein verbesserungswürdiges Zeitmanagement hatte.