Category Archives: Empfehlungen

Braucht es zu “Empfehlungen” der Worte mehr? Ich bin für ein Geben und Nehmen. Wenn bei Euch gerade ein Synapsengewitter von Taten und Dingen beginnt, die man erlebt haben sollte – bevorzugt mit dem Thema Kultur – dann rinjehaun in das Kontaktfeld auf der Seite ‘Mission’ oder ‘Kultivierung’! Vielen Dank!

Essen – Krawehl, Passion und Falten

Letztes Wochenende in Essen zweimal an Loriot gedacht: bei Beethovens 3. Sinfonie Eroica und an der Ecke Krawehlstrasse. | An der Rüttenscheider Strasse stand ein Altar. Direkt auf dem Kreuz waren eine Menge Nägel eingeschlagen, die Tauben fernhalten sollen. Ein Passion trifft die Andere. | Nahe des Aalto-Musiktheaters warb ein Plastischer Chirurg mit dem Slogan Schönheit entfalten. | Und die Messe Essen am Grugapark warb für die anstehende Euro-Teddy 2015.

Krimis von Wolf Haas

Die letzte Woche in Münster hab ich die Krimis von Wolf Haas entdeckt. Der Name allein Schalk im Nacken. Der Ausdruck am Anfang gewöhnungsbedürftig. Doch als ich bei meiner Vorgabe – mindestens 50 Seiten zu lesen – ankam und mit der deutschen handlosen Frau neben dem Detektiv Brenner auf der Autobahn fuhr, haben mich die Krimis gefangen genommen. Nun Feuerwerk.

“Auf den Feldern haben sich vereinzelt Alkoholleichen erhoben und langsam auf dem Heimweg gemacht, irgendwie ein ergreifender Anblick, fast wie die Flamingos in einem Tierparadies.” (Aus: Komm süßer Tod)

“Bevor dann die Fetzen geflogen sind, hat der Brenner sich wenigstens noch einmal richtig ausschlafen können. Der hat am Sonntag morgen geschlafen, als hätte es keine Internatsklingel gegeben. Das Weckläuten verschlafen, das Frühstudium verschlafen und sogar um halb acht die Sonntagsmesse verschlafen. | Jetzt Geheimnis dahinter wieder nur lateinisch erklärbar: Ohropax. Weil der Brenner hat am Samstag abend noch bei der Nachtapotheke vorbeigeschaut. … wie die Apothekerin dann bei ihrem Fensterchen aufgetaucht ist, hätte er fast seinen Wunsch vergessen, sprich Ohrenfriede. Weil Notapothekerin Augenweide, dass es ihm regelrecht die Sprache verschlagen hat. | Irgendwie muss er sich dann aber doch verständlich gemacht haben, sonst hätte er nicht in diesem wunderbaren Privatsilentium bis in den Vormittag hinein schlafen können. | Aber im Leben immer wieder interessant: Der eine schläft, der andere spielt Tischfussball. …” (Aus: Silentium!)

Film – Das Schmuckstück mit Catherine Deneuve

In diesem französischen Film überwindet die Dame des Hauses ihre dekorative Funktion der Ehe-, Hausfrau und Mutter und findet ihren Weg in die Politik. Unter anderem wegen der dekorativen Filmausstattung, wegen des eleganten Tragens feinster Jogginganzüge, wegen der Chuzpe der weiblichen Filmfigur (Catherine Deneuve als Suzanne Pujol) und wegen der Gesangseinlage in der Schlussszene mag ich diesen Film sehr.

Potiche von François Ozon mit Catherine Deneuve und Gérard Depardieu, 2010

Madrid – Ein Tag im Prado

Die Zeit im Museo del Prado ist gestern vormittag wie im Flug vergangen. Am Ende blieb ich dort bis zur Dämmerung und habe mich dabei später auf die spanischen Werke beschränkt. Das musste sein.

Besonders gut fand ich die Ausstellung La Belleza Encerrada. De Fra Angelico a Fortuny. Brueghel – Alt und Jung, van der Weyden, Dürer, Bosch, Rubens, Velazquez dicht an dicht in 17 Kabinetten. Die Italiener nicht zu vergessen.

  • El paso de la laguna Estigia. 1520-24. Joachim Patinir: Es gibt – glaub ich – von Patinier noch eine andere Überfahrt über den Styx, die detaillierter ist.
  • Un conquistador de Indias. 1501-35. Anónimo Flamenco: Der junge Mann hält dem Betrachter ein Papier entgegen. Idee für ein Selbstbildnis.
  • Agnus Dei. 1635-40. Francisco de Zurbarán: Eine Darstellung, die mir unterschiedlichste Gedanken und Gefühle bereitete. Eher weltlich als religiös angesiedelte.
  • La tentaciones de san Antonio abad. Siglo XVII. David Teniers: Ein Feuerwerk der Fantasiegebilde. Beeinflusst von Bosch dem Älteren.
  • Europa y Asia. 1660. Jan van Kessel el Viejo: Viel Fantasie und Wirklichkeit in Bezug auf Bauten, Tiere und Pflanzen über die beiden Kontinente im 40-teiligen Bilderzyklus.
  • Autorretrato. 1727. Francisco Solimena: Ein Selbstbildnis mit Zirkel und Blatt (Als Variante könnte man auf überdimensionale Attribute zurückgreifen z. B. auf Lehrerzirkel, -lineal und -dreieck.)
  • Una zebra. 1774. Luis Paret y Alcázar: Ein Aquarell aus der Zeit als Enzyklopädien auch noch gezeichnet wurden.

Und sonst so im Prado? Velazquez und Goya ¡ausführlichst! und ein fast erschöpfender Einblick in die spanische Malerei.

Sevilla – Real Alcázar

Wie schick war das denn heute vormittag? ¡El Real Alcázar de Sevilla!

Einen halben Tag solltet Ihr mindestens einplanen für den Besuch des Alcázars von Sevilla. In den Sälen der königlichen Festung: wunderbare Keramiken und detailreich dekorierte Mauern. Mein Spanisch-Lehrer sagte diese Woche, er ziehe die Natur den Menschen vor. Sie sei generös. Heute habe ich mich daran erinnert und gedacht, Kultur ist auch nicht schlecht! Aber ja, was da wohl für Geschichten im Alcázar steckt, welchen Preis* diese Schönheit hatte und hat.

La Sala de las muñecas – Der Saal der Puppen – gefiel mir sehr. Aber ach, alle Räume EINZIGARTIG! Eine Keramikausstellung gab es zu sehen und ich fand, dass die Kacheln gerne auch in meine Bleiben Einzug finden können. Auf jeden Fall gute Praxisbeispiele für Kölner Wohnhäuser, die ja manchmal wie umgekrempelte Schwimmhallen aussehen. Ich schweife ab.

Darum Textschluss und nun noch einige Eindrücke von der Anlage.

*nicht vorrangig der in Zahlen