Monthly Archives: November 2015

Arien, Wolken und Fenchel. Stilbruch I Like!

Auf der Suche nach Opernaufführungen kamen diese Entdeckungen um die Ecke.

Franco Fagioli ist ein junger Countertenor aus Argentinien. Übrigens am 09.01.2016 im Nikolaisaal Potsdam zu hören. Er hat bereits die Rolle des Orfeo in C. W. Glucks Oper Orfeo ed Euridice gesungen. Aufnahmen aus seinem jüngsten Album Il Maestro Porpora – Arias sind im Internet zu finden. Der Arie Spesso di nubi conti wurden Bilder einer feinen und einer sehr feinen Fotoserie hinterlegt. 


Die – in meinen Augen – sehr feine hat Berndnaut Smilde gemacht. Eine Arbeit, die in den Medien als indoor cloud photography beschrieben wird. Die Bilder haben Titel wie Nimbus D’Aspremont. Perfekte Vorlagen, um sich über das Wesen von Fotografie Gedanken zu machen und einfach starke Zeugnisse von Ort und Zeit! 

Die andere Serie ist von Franck Bohbot. Paris Versailles Theatre Photography. Es scheint, er macht Fotos für bekannte englischsprachige Zeitungen und Magazine. Alles recht und schick! 

Zwischen den Hör-  und Sehgenüssen och n bissel Fenchelrezepte geschmökert.
Stilbruch I like!

Vietnam – The Mixed Tape

Mein erster Besuch in Vietnam schwingt nach. In den letzten zwei Wochen gab es viel zu reisen, sehen, hören, schmecken und verhandeln. Spätestens zur Halbzeit: nach der nächtlichen Fahrt im Six Hard Sleeper-Abteil des Zuges von Lao Cai nach Hanoi gefiel mir die Reise durch Vietnam …bewusst.


Sehen und Tun in Vietnam
Saigon: Abends im Park an der Pham Ngu Lao sitzen und den geschickten Jianzi– und Badmintonspielern zu sehen. Vielleicht kommen junge Leute vorbei und man hilft sich gegenseitig im Englisch reden, hören und verstehen. Eine gute Gelegenheit aus erster Hand etwas über Land und Leute zu erfahren! Und eine gute Gelegenheit sich die Betonungsregeln der ganzen Formen erklären zu lassen, die sich im Vietnamesischen um die Buchstaben ranken können. Das Bild des Abends: Ein Mädchen trinkt Saft mit einem Strohhalm und lässt sich auf Rollschuhen von ihrem Hund ziehen. Extreme relaxing!

Hanoi: Nach Sonnenuntergang (Schlag 6 Uhr) und in der Nacht durch die Altstadt wandern. Die am Tage rege Altstadt wirkt dann wie ausgestorben und ein schönes, fahl-gelbes Licht bricht sich durch die Bäume mit sattgrünem, ausladendem Blattwerk.

Hanoi: In der Altstadt sich schon mal vormittags in ein Bia Hoi setzen und das kühle selbstgebraute Bier in entspannter Strassenatmosphäre geniessen.

Vietnam: Mobilen Händlern tagsüber frisch gepressten Zuckerrohrsaft – Nuoc Mia – und abends z. B.  kandierten Tintenfisch abnehmen.

Vietnam: Alle Winkel in Markthallen besehen. An den Rändern und Ecken gibt manchmal das – für europäische Mägen – abseitigere Angebot.

Das jüngste Album von Leonhard Cohen CAN’T FORGET. A Souvenir Of The Grand Tour im Flieger von Saigon nach Abu Dhabi hören. [summend:] I can’t forget. I can’t forget …

Die unterschiedlichen Zeichen der Strasse sehen
Zum einen sind die Magistralen in den Städten geflaggt, geflaggt, geflaggt. Politisch plakatierte Wände gibt es an vielen Stellen. Zum anderen ruft der Kommerz lauthals in vielen Strassen: Werbewände gibt es gerade eben so großflächig und vielleicht auch mehr als Politparolen. Neben unzähligen Mopeds fährt eine stattliche Anzahl an Autos. Und wenn Auto dann Oberklasse-SUV-Protz. Politik und Wirtschaft setzen ihre Zeichen im Strassenbild. Schizophren, die Prinzipien des Kapitalismus hautnah in Saigons zu erleben neben den Bannern und Plakaten der Kommunistischen Partei.

Das Essen der Garküchen am Strassenrand und in Markthallen geniessen
Etliche mobile Garküchen und kleine Restaurants gibt es in Vietnams Städten. Pho Bo heisst das Nationalgericht – eine Reisnudelsuppe mit dünnen Rinderfleischstreifen. Pho und Com steht an den Garküchen an der Strasse, die einfache frische Suppen- und Reisgerichte anbieten. Mir gefällt sehr, dass in Vietnam Wert auf frische Zutaten gelegt wird. …in Deutschland lagen neulich Bio-Bananen eingeschweisst im Regal. Whatever. Die Tiere in Vietnam sind frei auf dem Land zu sehen. Mir scheint in solchen Dimensionen gewirtschaftet zu werden, dass die Herstellung und der Konsum wahrlich transparent und regional sind. Von der Hand in den Mund! In diesem Fall: Hervorragend und nach Deutschland übertragbar!

Im fließenden Verkehr mit schwimmen
Die Fahrt im Überlandbus von Saigon nach Ben Tre war etwas aufregend. Auf der dreispurigen Strasse wird die rechte Spur überwiegend von den zahlreichen Mopeds genutzt. Auf der inneren Spur, der dritten Fahrbahn, fahren die Laster – gefühlt eher ungebremst. So ergibt sich eine feine massemässige Trennung zwischen David und Goliath. Eine geschwindigkeitsmässige Trennung ist dafür nicht vorgesehen, denn die Mittelspur bleibt noch für alle anderen, schnelleren Fahrzeuge. Überholvorgänge können dann von links oder rechts eingeleitet werden. Das Hupen ist dabei obligatorisch. Irgendwie aufregend laut und lebendig ist es auf der kilometerlang-geraden sechsspurigen Landstrasse zwischen Saigon und Ben Tre.

Für das Herantasten an den vietnamesischen Grossstadtverkehr eignet sich eine Fahrt mit einem Xe Om – einem Mopedtaxi. Der Preis ist Verhandlungssache. Ich las, dass man einem Xe Om-Fahrer, bei dem man sich sicher befördert vorkam, die Treue halten sollte. Die Leute hinten auf den Mopeds widmen sich meistens ihrem Alltag. Die zweite Stufe des Herantastend an den vietnamesischen Grossstadtverkehr besteht darin ein Moped auszuleihen (ca. 9 Dollar pro Tag). Na ja, die ganze Stufe hab ich nicht genommen, aber vom Rücksitz aus das leise Fiepen einer jungen Vietnamesin wahrgenommen, die versuchte eine x-spurigen Strasse in Hanoi zu passieren. Ich bin sicher, sie ist gut auf der anderen Strassenseite angekommen! Die Mopedfahrer nehmen Rücksicht – wenn sie einen Passanten sehen und der seinen Lebenswillen durch eine gewisse energische Zielstrebigkeit auf der Fahrbahn zum Ausdruck bringt. Viele Fußgänger gibt es an und auf den Strassen nicht.

Contenance beim Gang über Märkte und in Geschäftsgegenden bewahren
Als Tourist erkennbar gibt es Touristenbehandlung. D. h. es ist nahezu unmöglich einem leicht schmerzhaften Spießrutenlauf in Markthallen und Geschäftsstrassen zu entgehen. An weniger touristisch erschlossenen Orten – wie z. B. in der großen Markthalle von Da Nang oder ausserhalb von Bac Ha – gibt es weniger Sonderbehandlung. Besser so!

Vietnam 2015 - Da Nang a street hawker's bike

Vietnam 2015 – Da Nang – A street hawker’s bike

Ich habe gelesen, dass Vietnambesucher entweder einmal und nie wieder das Land erfahren haben wollen oder begeistert immer wieder zurück kommen. Es gibt Erfahrungen und Verhalten, die mich jeweils der einen oder anderen Gruppe zutreiben, doch kann ich diese 0-1-Entscheidung nicht treffen. Fakt ist: eine nächste SO-Asienreise möge kommen!