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Von Bolivien gefangen – im besten Sinne

Was für ein schöner Tag war das heute. Der Bus brachte mich von Tucumán nach La Quiaca an die bolivianische Grenze. Es war 5:30 Uhr und frisch. Mir fiel im Laufe des Tages auf, dass es für mich diese beiden Extremtypen von Globetrottern gibt. Die Funktionsbekleideten, an denen hoffentlich nicht alle Abenteuer abperlen und die in abenteuertriefender Wohlfühlkleidung – in Weltmusikwäsche – gerne selbstgemacht und bunt. Nicht selten uniformiert durch Piercings und Rasta. Schluss mit Äusserlichkeiten und weiter in meinem wundervollen Tag: um 6:30 Uhr hab ich mich in die Stadt aufgemacht und schloss mich anderen Fußgängern an. Wir kamen ziemlich schnell durch die Innenstadt an die bolivianische Grenze. Eine Stunde nach den Aufbruch fand ich mich auf der bolivianischen Seite wieder und habe einen herrlichen Mate-Tee getrunken. Er stimmte mich so gemütlich wie eine Kindergeschichte auf einer alten Langspielplatte. Einen Herr-Fuchs-geht-durch-den-Wald-Tee! Villazon die Stadt auf der bolivianischen Seite ist etwas größer. Ich entschied mich vom Zentrum weg zu stromern und wurde noch von einem Globertrotterpärchen in Weltmusikwäsche befragt, was ich ihnen in Bolivien empfehlen würde. … In Villazon war die Schar freilaufender Hunde noch einmal um einiges größer als in Bs. As. und in La Quiaca. Manchmal habe ich sie erst erkannt, als sie sich vor einem Mauerstück bewegten. Ein Such- und Wimmelbild auf unbefestigten Strassen. Wenn mir mehr als vier Hunde in einer Strasse entgegen schauten, habe ich einen anderen Weg gewählt. Die meisten Hunde braucht man allerdings nicht zu beachten. Sie sind zahm, manchmal neugierig, zurückhaltend oder doch nervend bellend, tun einem nichts. Sich im Laufschritt durch diese Barrios Villazons fortzubewegen, könnte nur auf einem ungünstigen Wetteinsatz beruhen. Oh, da fällt mir ein, dieses Jahr geht es noch nach Bukarest für einen Halbmarathon. … Jetzt aber: Bolivien wird mich wieder sehen. Der kurze Einblick heute hat mich überzeugt. Das Verhalten der Leute, die Musik, die regionale Kleidung, das angebotene Essen auf der Strasse, die unbekannte Infrastruktur. Da gab zum Beispiel eine Gemeindehaus, in dem unten in kaum beleuchteten Ständen die Reisetickets verkauft wurden und oben ein großer Gemeinderaum war mit einer Boxecke, einem Bowlingtisch und diversen Stuhlreihen. Menschen warteten dort auf ihre Weiterreise und Kinder probten im Boxring den Aufstand. An der Wand eine schöne Malerei die aufklärte, dass hier auch der Boxclub der Stadt zu Hause ist. Was noch? Ich mag die Idee, in einem regionaltypischen Aufzug auf Reisen zu gehen. Muss nicht die deutsche Region sein. Obgleich im Dirndl, in Shantykluft oder einfach im Fussballdress der deutschen Nationalmannschaft  man bestimmt andere Erlebnisse hat als in Cordhose, Shirt und Blazer. Bolivianerinnen tragen Röcke, die in vielen Wellen fallen und bis kurz unters Knie gehen. Darunter lassen sie noch mehr Röcke blicken. Dann Schürzen mit großen Taschen, hübsch-gestrickte Stutzen, manchmal eine Strickjacke oder – ich nenne es mal – einen deckenartigen Überwurf. Wenn sie ein buntes Tuch auf dem Rücken tragen, dann verbirgt sich darin mitunter ein Kind oder wer weiß was für Habseligkeiten. Und einen Hut mit Krempe tragen sie. Alles zusammen wunderbar unterschiedlich gemustert. Bolivianische Mode für Alle! Was noch? Der zweite Teil des Tages war dann eher durchschnittlich. Ach ja, eine neue Erfahrung brachte mein Bolivientag noch mit. Ich habe am Zoll gefragt, ob und wieviel ojas de coca man nach Argentinien überführen darf und habe nun einmal etwas von dem ökologischen Blattwerk durchgekaut. Es schmeckt leicht bitter und die Zunge wird mit der Zeit etwas taub. Ich glaube aber, ich habe den richtigen Dreh noch nicht raus. Mein …Auswurf sieht wie gehakter Schnittlauch aus und ist im Vergleich zu Kauerfahrenem feiner. Na ja, ein bisschen werde ich das noch probieren und es dann irgendwo am Wegesrand zurück lassen. Ich verabschiede mich mit diesem appetitlichen Schwank und bezeuge noch einmal: Bolivien – das Nepal Lateinamerikas – ist eine Reise wert! Bestimmt. Heide

Hier noch einpaar Eindrücke von Tucumán, Villazon und Tres Cruces: